Wilmes-Doku
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Schrottautos im Wald – Ein wundersamer Ort in Schweden

Bilkyrkogården ist ein Autofriedhof im Wald. Eigentlich ist Kyrkö Mosse eine bewaldete Moorlandschaft in der Nähe des Ortes Ryd und liegt in Småland. Bekannt und beliebt ist die Gegend wegen glitzernder Seen, bunten Wiesen und weiten Feldern. Und wegen magischer Wälder.

Magisch, das trifft es, zumindest für mich. Vielleicht, weil ich schon älter bin und einen Sinn für die Vergänglichkeit der Dinge entwickelt habe. Und weil ich künstlerisch denke, Fotograf und Filmemacher bin, also einer, der skurille Motive liebt, bin ich hier. Ich versuche mich diesem Ort wertfrei zu nähern, aber was heißt das schon. Ich bin ein Kind meiner Zeit, das ist mir bewusst.

Man könnte mutmaßen, dass irgendeiner damit wohl mal angefangen hat. Und wie Menschen so sind, kommt einer und denkt: „Ach, da kann ich ja meinen Müll auch entsorgen.“ Bis es dann auffiel, hatten wohl weitere Zeitgenossen, die wohl inzwischen zum Teil selbst das Zeitliche gesegnet haben, die gleiche Idee.

Aber so war es nicht. Es war Åke Danielsson, der zu Beginn des ersten Weltkrieges das Licht der Welt erblickte und hier Grundbesitzer wurde. Er machte in Sachen Torf, was nicht verwundert, denn es ist eine Moorlandschaft. Später dann entdeckte er eine weitere Einnahmequelle mit der Verwertung von Autos. Die Wracks ließ er im Wald stehen. Er lebte hier in einem kleinen Haus bis Ende der 1980er. Kurz bevor er 80 wurde, wechselte er seinen Wohnsitz. Er ging ins Altersheim.

Natürlich ging es dann heiß her. Umweltschutz steht in Schweden ganz oben. Die wechselnen Nachfolge-Besitzer wurden aufgefordert, den Schrott zu räumen und den Boden zu sanieren. Aber dann, ein Geistesblitz. Und da muss ich als Deutscher schmunzeln. Wäre dieser Blitz auch in Deutsche Behörden geknallt? Ich weiß es nicht.

Die schwedische Regierung tat etwas Erstaunliches. Ich symbolisiere das mit dem Foto dieser Trecker-Lenksäule. Der Staat erkannte den kulturhistorischen Wert der Altautos an. Und stellte sie bis 2050 unter Schutz. Die Entscheidung basiert auf der Annahme, dass die Autos bis dann auf natürlichem Wege zerfallen.

Ich stehe jetzt im Jahr 2023 hier und schwanke zwischen Faszination und Rätselraten. Was war das nur für ein Kleinbus, welcher Typ, welche Herkunft?

Hier glaube ich ganz nahe zu sein an der richtigen Antwort dieser Frage im spannenden Wald-Quiz. Ein Buckelvolvo, vielleicht ein PV544, gebaut zwischen 1958 und 1965. Wer hat ihn mal gefahren? Ein Handelsvertreter? Oder besaß ihn eine Familie mit drei Kindern?

Die Fahrzeuge stammten aus einer Zeit, in der der Besitz eines Autos ein Privileg bedeutete. Die Technik war so gebaut, dass man den Zündverteiler noch selbst trocken legen konnte. Und der Nachbar wusste, wie man die Ventile richtig einstellt.

Es ist wirklich Mystik, die hier im Wald die Bilder komponiert. Die vergammelten Polster, auf denen früher Menschen gesessen haben, wo auch immer sie hingefahren sind.

Der Motor in einem Mercedes-Benz 180 Ponton. Nun, mit einem neuen Ventildeckel ist es wohl nicht mehr getan.

Produkte aus Wolfsburg hat es in Schweden schon damals gegeben. Meine aktuellen Beobachtungen auf den Straßen dieses Landes lassen meine Augen nach Fahrzeugen dieses Herstellers länger suchen.

Mir fällt auf, dass dieses Gelände offen ist. Vorsicht ist geboten, wegen der vielen scharfkantigen und rostigen Objekte. Ein Indiz, dass ich nicht in Deutschland bin ist, dass es Folgendes nicht gibt.

  1. Es gibt einen großen Parkplatz und niemand nimmt eine Gebühr
  2. Es gibt keine Umzäunung und niemand nimmt Eintrittsgelt
  3. Es gibt keine Warnschilder (z.B. „Hunde sind an der Leine zu führen“ „Rauchen verboten“)
  4. Es gibt am Eingang keine Brat-, Pommes- oder Currywurstbude
  5. Es gibt keine Aufsicht, keine Ordner.
  6. Es gibt keine Tafel, die Haftungsfragen erläutert.

Mir würde noch viel mehr einfallen, aber ich lasse den Quatsch jetzt.

Dieser Ort kann also nicht in Deutschland sein. Woher dieser Kleinbus stammt, ist für mich unklar.

Der ABBA-Tourbus. Das habe ich im Netz gelesen. Ich mag es nicht so recht glauben.

Wenn ein Baum aus einem Kotflügel wächst, dann kann man ahnen, dass am Ende die Natur gewinnt.

Schon von hinten, als ich ihn sah war klar…

…das ist ein Ford 17 m, genannt Badewanne. Ein legendäres Automobil. Wer ihn hatte, konnte sich der oberen Mittelklasse zuordnen. Die gab es damals noch, die obere Mittelklasse. Heute muss man sich fragen, zumindest in Deutschland, ob es die Mittelklasseschicht überhaupt noch gibt.

Das dürfte ein Opel Kapitän P sein (Apotheker und Drogisten fuhren sowas), gebaut von 1958 bis 1959. Der ist jünger als ich. Wenn ich also morgens im Bad dem Spiegel begegne, muss ich mich nach dieser Erfahrung nicht mehr erschrecken.

Ok, das war mein kleiner Gang durch den Wald von Kyrkö Mosse. Meine Empfehlung für Menschen, die neugierig sind und wandeln wollen mit der Sicht auf real von Menschen geschaffene Objekte, die sich dem Lauf der Zeit beugen müssen. Wie wir Menschen selbst auch.

Meine Wanderung auf den Pulpit Rock.

Sie neigt sich, die erste Juliwoche in diesem Jahr 2023. Mein Aufenthalt in Norwegen im Rahmen meiner fünfwöchigen Nordreise geht übermorgen zu Ende. Ich werde von Kristiansand mit der Fähre nach Hirtshals übersetzen. Fast vier Wochen bin ich jetzt unterwegs.

Leider habe ich den Zeitplan für Stavanger und den Preikestolen zu eng gesteckt. Zwei Übernachtungen habe ich an einer schönen Bucht in Tananger geplant. Heute morgen war ich noch in Bergen. Den Aufstieg zum Preikestolen hatte ich für heute Nacht auf meinem Zettel, denn ich wollte zum Sonnenaufgang oben sein. Doch die Dame an der Hotelrezeption warnte mich eindringlich, das nicht zu tun. Es habe geregnet und die Felsen seien glitschig. Das wäre leichtsinnig, wenn man mit den Örtlichkeiten nicht gut vertraut ist.

Das machte mich sehr nachdenklich. Für den morgigen Mittag habe ich einen Schiffsausflug in den Lysefjord gebucht. Mir wurde klar, dass es sehr eng wird mit meinem Preikestolen-Abenteuer. Spontan entschloss ich mich, noch am frühen Abend aufzusteigen.

Um 17:45 stehe ich jetzt auf dem Parkplatz an der Fjellstua, der Preikestolhytta, auch bekannt als Base Camp. Es ist bewölkt mit Lücken, so dass immer wieder Sonnenstrahlen auf den Boden treffen.

Ein paar Worte zu mir. Ich bin Ostwestfale, jetzt 69 Jahre alt und lebe schon seit 2003 in Spanien in der Provinz Alicante. Was Bergwanderungen betrifft, bin ich nicht ganz unerfahren. In meiner Wohnregion gibt es viele und sehr spannende Berge, von denen ich schon viele bestiegen habe. Bestiegen im Sinne von Bergwandern ist gemeint, also kein echtes Klettern. 2009 habe ich den Kilimandscharo geschafft und war am Summit, dem Uhuru Peak auf 5.895 Metern. Zweimal stand ich auf dem Teide, dem höchsten Berg Spaniens. Ansonsten war ich stets mit Bergen zwischen 500 und 1500 Metern Höhe zufrieden. Zudem habe ich einige Marathonläufe absolviert, den schnellsten mit 3:37 und viele Halbmarathons.

Vor 5 Jahren warf mich eine Knieoperation zurück. Ein Riss in Knorpel des linken Gelenkes erforderte das Entfernen eines Drittel des Knorpels. Das hatte Folgen, die einfach erklärt sind. Im Gegensatz zum Gehen ist man beim Laufen stets einen Moment in der Luft. Jede Landung mit dem Fuß bedeutet einen Stoß im Kniegelenk. Ist der Knorpel nicht vollständig, bei mir auf der Innenseite, bedeutet das eine Reizung der Knochen. Das führt zu Schmerzen und Schwellungen des Knies. Genauso ist es beim Abstieg vom Berg. Jeder Stoß bedeutet eine Belastung. Das bedeutet aber nicht, dass ich nur noch Schach oder Halma spielen kann. Ich kann problemlos wandern, Rad fahren, schwimmen und mehr, aber nicht Laufen und Bergabsteigen.

Ich diesem Jahr fand ich heraus, dass vorsichtiges Bergabsteigen mit geschicktem Einsatz von Gehstöcken mein Problem löst. Das verlängert zwar die Wanderzeit, ermöglicht aber weiterhin das Bergerlebnis. Aus dem Grund habe ich den Preikestolen in meinen Reiseplan genommen und im Frühjahr auch entsprechend trainiert.

Wer nicht alle Aktivitäten von mir verfolgt, dem sei erklärt, dass die gesamte Reise eine Filmreise ist. Es entstehen fünf einzele Videos über Südschweden, Gotland, Norwegen 1, Norwegen 2 und Nordjütland. Dieser Aufstieg heute ist also Teil meiner Filmaktivität. Um Gewicht zu sparen, bin ich jedoch nur mit einer DJI-Action-3 (Actioncam) und einer Mavic-3-Cine-Drohne ausgestattet. Die Fotos sind also alle Screenshots aus dem Videomaterial.

Nach zwanzig Minuten muss ich mich erstmal setzen, durchatmen. Der erste Anstieg vom Parkplatz hatte es schon in sich. Es ging steil hoch. Ich schaue jetzt auf die Uhr. Es ist 18 Uhr 11. Das ist gut. Die Sonne geht erst gegen 23 Uhr 30 unter. Dunkel wird es also erst in gut fünfeinhalb Stunden. Das müsste doch zu schaffen sein.

Das Höhenprofil auf der offiziellen Webseite habe ich mir angeschaut. Es gibt drei kurze, aber dafür wirklich steile Abschnitte. Den smartesten davon habe ich gerade hinter mir. Zwischen den sehr anstrengenden Passagen kommt glückliches Wander-Feeling in mir auf. Die Natur ist genauso schön, wie ich sie liebe, besonders diese von der Eiszeit glatt geschliffenen Felsen inmitten von saftigem Grün.

Wir reden hier von einer Acht-Kilometer-Wanderung und von addierten vielleicht fünfhundert Höhenmetern. Der tatsächliche Höhenunterschied zwischem dem bequemen Fahrersitz in meinem Auto und der atemberaubenden Plattfort da oben beträgt genau 324 Meter. Das klingt wirklich harmlos, ist es aber nicht, wie ich erfahren werde.

Es kommen mir viele Menschen entgegen, offenbar sind aber nur noch wenige Zeitgenossen auf die Idee gekommen, zu dieser Zeit hier aufzusteigen. Das erfüllt mich mit Hoffnung, beim Filmen nicht zu viele Wanderer im Bild zu haben. Nachdem es ich in der traumhaft schönen Stadt Bergen mit sehr netten und ganz, ganz vielen Kreuzfahrern zu tun hatte, die nicht wissen können, dass sie mir meine Motivsuche erschweren, bin ich jetzt hier unterwegs zu einem weiteren, absoluten Hotspot in Norwegen.

Mir kommen Japaner entgegen. Ob der Kaiser auch hier war? Meine Euphorie steigt. Sollten da oben heute abend tatsächlich nur einige wenige Menschen sein, obwohl es sich um einen der berühmtesten Aussichtspunkte auf diesem Planeten handelt? Leichte Zuversicht gewinnt beim Würfeln meines Stimmungsbildes.

Ich gehe durch eine Art „Bundesgartenschau“. Sehr nett haben sie das gemacht, die Norweger. Würde da jetzt noch ein Pandabär sitzen und es mehr tropische Luftfeuchtigkeit geben, könnte ich mich in noch andere Welten träumen.

Es gibt Landschaften, ich habe das in meinen fast sieben Jahrzehnten gelernt, die siehst Du nur, wenn Du Dich anstrengst. Da, wo Dich keine Seilbahn hinfährt oder kein Hubschrauber Dich absetzt. Ich bin glücklich mit eigener Kraft schöne Orte erreichen zu können. Orte wie dieser mit einer traumhaften Aussicht.

Es gibt teils moderate Stufen. Aber dann wird es schnell anstrengend. Auch, wenn ich keinen „Gliedermaßstab“ (Zollstock) im Rucksack dabei habe, sind es oft geschätzte fünfzig bis sechzig Zentimeter je Schritt.

Jeder reagiert da anders. Meine Oberschenkelmuskulatur ist in meinem Vorbereitungsprogramm darauf nicht vorbereitet worden. Es zwickt nicht knapp oberhalb des Knies, wie ich es kenne. Nein, ich spüre die Muskelermüdung eher im oberen Bereich der Oberschenkel.

Aber sie bieten hier auf dieser Tour immer wieder Wohlfühlterrain. Vermutlich ist dieses Land auch deshalb so ein Touristenmagnet. Aber genauer betrachtet ist dieser Bohlenpfad nur deshalb so gebaut worden, weil hier ein sumpfiger, morastiger Abschnitt ist. In Deutschland wäre hier ein durchgehendes Geländer als zwingende Vorschrift in irgendeiner Bauordung. Ok, ich übertreibe vielleicht, es sind nur meine Gedanken. Wer viel wandert weiß, dass man dabei viel Zeit zum Nachdenken hat.

Hier mache ich eine Pause, weil meine Oberschenkel am Limit sind. Sie könnten sich verkrampfen. Ich höre auf meinen Körper und schau mir eine Weile die Landschaft an, die ich hinter mir habe. Indem ich Video und Fotos mache, verlängere ich meinen Pausenstatus. Merkt ja keiner, dass es mir um Muskelerholung geht.

Ich denke: „Wie schön ist das denn?“

Nein, ein so tolle Landschaft sehe ich nicht, wenn ich mit dem Auto an allem vorbei fahre. Es ist unvergleichlich schön, in die Natur hineinzuwandern, innezuhalten, Zeit zu haben und die Stunden zu genießen. Das hier ist ein idealer Ort dafür. Tjødnane ist eine Gruppe kleiner Gebirgsseen.

Es ist ein Screenshot aus meinem Video. Das ist ein Ort, der genauso aussieht, wenn Du ihn mit Deinen eigenen Augen siehst. Hier oben, in Norwegen, ganz unweit vom Pulpit Rock, zu dem so viele Menschen selbst gehen wollen.

Ein Blick zurück. Über diese geschliffenen Felsen bin ich gerade gegangen, in dieser Traumlandschaft. Die könnte man gut malen, in Öl oder als Aquarell. Oder nur mit dem Bleistift. Und dann mal ein Wort zum Zustand, der bei so viel Tourismus eigentlich anders zu erwarten war. Ich habe nicht ein einziges Stück Müll entdeckt, keine Getränkedosen, keine Plastikflaschen und keine Verpackung von Eiweißriegeln. Ich weise auch darauf hin, dass ich diesen Eindruck in allen skandinavischen Regionen hatte, die ich gesehen habe. Es ist das erste Mal nach einer Reise, dass ich bislang bei keinem Foto mittels Photoshop Zigarettenpackungen und Fastfoodverpackungen entfernen musste.

Links des Weges hat mich dieser Vogel in den Bann gezogen. Eine Krähe, oder Rabe? Ich weiß es nicht. Ohne Zoom in der Actioncam bin ich ihm trotzdem nahe gekommen. Dann aber tauchte er ab und flog über diesen im Hintergrund blau schimmernden Lysefjord, nicht ohne zu schimpfen. Na ja, Touristen eben.

Solltest Du Dich nun ermutigt fühlen, die Plattform des Preikestolen erreichen zu wollen, überprüfe mal deine Höhenangst. An einigen Stellen ist der Weg sehr schmal. Der Lyseford da unten liegt 600 Meter tiefer.

Richtige Höhenangst habe ich nicht, aber etwas mulmig ist mir trotzdem. Ich bevorzuge deshalb den rechten Rand des Weges und halte mich fest, wo es geht.

Sollte ich hier hinein rutschen, wäre es wohl kein Problem, denn so ultraschlank bin ich nicht.

Und dann stehe ich tatsächlich vor dem Felsen, von dem ich schon ein halbes Jahr träume. Und ich sehe scheinbar verrückte Menschen, die das Dasein am Abrund lieben.

Ich bin nun stolz, es geschafft zu haben. Natürlich wollte ich diesen Ort unbedingt in meinem Video haben. Und ein weiterer Eintrag in mein persönliches Geschichtsbuch.

Eine Weile stehe ich und schaue einfach nur in die weite Berglandschaft des Rogalandes, die vom Lysefjord durchschnitten wird und von hellem Granitfels geprägt ist. Ein Ausblick von einem der berühmtesten Aussichtspunkte dieser Welt. Anfang Juli an einem Abend um 20 Uhr 30.

Ich werde gebeten, ein Foto zu machen. Das passiert mir oft. Und ich mache es immer sehr gerne.

Ein Deutscher spricht mich an. Er wurde auf mich aufmerksam, weil ich mich selber filme und dabei spreche. Er will hier auf dem Felsen übernachten. Dann schlug er netterweise vor, mich zu fotografieren. Näher an die Felskante und an den 604 Meter unter mir liegenden Lysefjord will ich jetzt aber nicht herangehen.

Das hier ist auf jeden Fall, ohne jede Übertreibung, einer der spannensten Orte, die ich in meinem Leben besucht habe. Und ich habe durch meine spontane Entscheidung eine gute Zeit gewählt. Normalerweise ist hier oben viel mehr los.

Es gibt Orte, die haben eine Magie, die mich stark in den Bann zieht. Für mich ist das hier so ein Ort. Um hierher zu kommen, hat es Vorbereitung und Anstrengung gebraucht. Ich sage zu mir selbst: „Dafür hat es sich gelohnt.“ Die Felsformation bekam diese Form vor über 10.000 Jahren. Gefrorenes Wasser in den Spalten ließ den Fels bersten, so dass diese glatten Kanten entstanden. Man spricht in dem Fall von einer Frostsprengung. Eine gut sichtbare Spalte ist rechts zu sehen. Dort könnte der Frost weitere Arbeit leisten.

Der Abstieg ist romantisch, aber auch etwas quälend. Ich benutze die Stöcke, die mir gut helfen. Am Ende, als ich das Auto erreichte, bin ich total erschöpft. Zweieinhalbstunden Aufstieg, eine Dreiviertelstunde Aufenthalt am Ziel und dann wieder zweieinhalbstunden Abstieg, die Tour war anstrengend für mich.

Völlig entspannt am nächsten Tag. Das Ausflugsschiff von Stavanger bringt mich an die Fjordküste unterhalb des „Pulpit Rock“. Oben links der Mitte ist die Plattform des Preikestolen zu sehen. So klein, so winzig, aber von oben sehr bedrohlich. Es ist immer die Sichtweise, unser Standpunkt, von der wir einen Blick auf das Leben werfen.

Gestern abend war ich da oben. Von unten, so meine ich, sieht der Felsen nicht weniger spannend aus. Ich höre Stimmen auf dem Schiff. Einer sagt: „Nein, da würde ich mich nicht hinstellen.“ Ich schmunzle, erzähle jedoch nicht, dass ich vor wenigen Stunden dort oben war.

( alle Fotos frei, Lizenz Namensnennung CC BY 2.0 )

Es war eine wunderschöne und sehr spannende Reise, die ich mit meiner Videoausrüstung unternommen habe. Fünf Wochen war ich unterwegs und habe dabei, wenn man die lange Anreise von Spanien einrechnet, 13.000 Kilometer bewältigt. Über die Insel Fehmarn ging es über den Öresund nach Schweden. Entlang der Südküste setzte ich meine Reise fort über Kalmar, Insel Öland bis nach Gotland, wo ich zur Mittsommerzeit acht Tage verbrachte. Dann ging es über Småland, den Götkanal und Karlstad bis an die norwegische Grenze nördlich von Charlottenberg. Über die Bergwelt Norwegens erreicht ich dann Ålesund am europäischen Nordmeer. Ich wendete mich dann nach Süden über und durch die atemberaubenden Berg- und Fjordlandschaften, den Sognefjord bis nach Gudvangen. Einige Tage später erreichte ich das fantastische Bergen an der Nordsee. Das nächste Reiseziel war die Hafenstadt Stavanger, wo ich mir die Bergschuhe anzog und aufgestieg bis hinauf bis zur weltberühmten Naturplattform auf dem Preikestolen (Pulpit Rock). Über Kristiansand habe ich dann Norwegen verlassen. Die Reise war aber noch nicht vorbei. Einige Tage fand ich noch wundervolle Motive in Nordjütland und konnte den Fischern von Thorup Strand bei ihrer spannenden Arbeit zusehen, auch in der Nacht.

Es sind insgesamt sechs Videos entstanden, alle in hoher Qualität mit Musik und Kommentaren, alle in 4K UHD. Hier sind die Links. Später werde ich noch weitere Blockbeiträge zu einzelen Reisestationen der Nordlandtour 2023 bringen.